Rede Dr. Thomas Birtel (2)

Besonders in der aktuell unsicheren, von volatiler Geschäftsentwicklung geprägten Zeit ist es erforderlich, die Kapitaldecke und damit die Widerstandskraft des Unternehmens zu stärken. Ich muss hier noch einmal beispielhaft an die unerfreuliche Ergebnisentwicklung im Hochbau 2004 erinnern.

Der Gewinnvortrag steht auch im Zusammenhang mit der Kaufpreisfinanzierung für die DYWIDAG Holding GmbH, auf die ich später noch kommen werde.


Im Folgenden möchte ich kurz auf die Entwicklung unserer Segmente im Geschäftsjahr 2004 eingehen. Die Segmentberichterstattung finden Sie im Konzern-Anhang des Geschäftsberichts auf den Seiten 56 und 57.

Unser Segment Straßenbau hat die Marktführerschaft im Straßen- und Tiefbau behauptet.

Der Auftragseingang verringerte sich im Jahr 2004 marktbedingt um 34 Mio. € auf 1.158 Mio. €. Besonders in der Direktion Rhein-Main gingen infolge von Kapazitätsanpassungen im Zusammenhang mit der Integration der Deutsche Asphalt GmbH die Auftragseingänge zurück. Die Direktion Bayern litt hauptsächlich unter der Investitionsschwäche der öffentlichen Hand. Dagegen konnten die Direktionen Sachsen-Anhalt/ Thüringen und Köln aufgrund gewonnener Autobahnlose höhere Auftragseingänge als im Vorjahr melden.

In Berichtsjahr 2004 wurde die Leistung des Segments Straßenbau planmäßig um 9,1 % auf 1.150 Mio. € zurückgenommen. Der Leistungsrückgang in den Direktionen Mitte und Rhein-Main resultierte aus Standortkonzentrationen. Die Direktionen Berlin-Brandenburg, Düsseldorf, Hamburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt/Thüringen konnten trotz leichter Rückgänge nochmals ungewöhnlich hohe Jahresbauleistungen erbringen.

In 2004 erzielte das Segment Straßenbau ein beachtliches Betriebliches Ergebnis von 14,8 Mio. € und konnte zum zweiten Mal in Folge den Vorjahreswert verbessern, diesmal um 3,3 Mio. €. Insbesondere unsere Aktivitäten in Nord- und Ostdeutschland sowie die guten Beiträge aus dem Bereich der Asphaltmischwerke trugen zu diesem Ergebnis bei.

Im Berichtsjahr 2004 haben wir in unserem Segment Hochbau eine weitere Konsolidierung vorgenommen, die durch die außergewöhnlich gute Entwicklung der Direktion Nord nicht ganz deutlich wird.

Der Auftragseingang des Segments Hochbau – einschließlich der Anteile an Beteiligungsgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften – erhöhte sich im Jahr 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 20 % auf 970 Mio. € (812 Mio. €). Dies resultierte im Wesentlichen aus sehr hohen Zuwächsen in der Direktion Nord und darüber hinaus der Direktion Benelux.

Die Leistung des Segments lag 2004 mit 868 Mio. € auf Vorjahresniveau. Rund ein Viertel der Gesamtleistung wurde in Arbeitsgemeinschaften erbracht.

Im Geschäftsjahr 2004 lag das Betriebliche Ergebnis des Segments Hochbau bei
–12,3 Mio. €, nach +1,3 Mio. € im Vorjahr. Verantwortlich hierfür waren die bereits erwähnten Verluste aus zwei Großprojekten in Berlin und München. Die Direktionen in Nord- und Westdeutschland sowie unsere Direktion Benelux, die die Märkte in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg bearbeitet, haben sich insgesamt positiv entwickelt. Die Strukturanpassungen der letzten Jahre zeigen hier Wirkung.

Der Auftragseingang in den Benelux-Staaten konnte 2004 deutlich gesteigert werden.

Zu den wesentlichen Akquisitionserfolgen gehören in Brüssel die Crèche Européenne, eine schlüsselfertig zu erstellende Kindertageseinrichtung für den Europäischen Rat, und der Auftrag zur schlüsselfertigen Errichtung eines Einkaufszentrums in Roosendaal.

Mit unserem seit mehr als zehn Jahren immer weiter entwickelten Partnering-Modell „STRABAG teamconcept“ ist es mittlerweile gelungen, einen nennenswerten Teil der Hochbauleistung außerhalb des harten Preiswettbewerbs zu erbringen.

Außerdem wurde im Berichtsjahr der erste PPP-Auftrag im öffentlichen Hochbau hereingenommen. Es handelt sich hierbei um die Sanierung und Erweiterung zweier Schulen in Witten – von der Finanzierung, über die Planung und den Bau bis hin zum Betrieb für 25 Jahre.

Das Segment Übrige Bausparten umfasst im Berichtsjahr die STRABAG Projektentwicklung GmbH einschließlich Tochtergesellschaften sowie die Aktivitäten des deutschen STRABAG-Konzerns im Bereich des Ingenieurtiefbaus, vornehmlich Einzelprojekte und Arbeitsgemeinschaften in den Geschäftsfeldern allgemeiner Ingenieurtiefbau, Spezialtiefbau und Brückenbau.

Der Auftragseingang im Segment Übrige Bausparten fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich von 148 Mio. € auf 96 Mio. €.

Im Bereich der Projektentwicklung wurden aufgrund der Marktlage nur wenige ausgesuchte Projekte begonnen. Im Ingenieurtiefbau wurde der Vorjahreswert deutlich übertroffen.

Die in 2004 erbrachte Leistung des Segments in Höhe von 106 Mio. € lag um 10 % unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Der Rückgang ist insbesondere auf den Bereich der Projektentwicklung zurückzuführen. Rund 68 % der Leistung der Projektentwicklung wurde von fünf Objekten getragen. Das Leistungsvolumen in diesem Bereich verteilt sich zu 98 % auf gewerbliche Immobilien und zu 2 % auf Wohnimmobilien. Im Ingenieurtiefbau standen vornehmlich Projekte der Deutschen Bahn im Vordergrund.

Das Betriebliche Ergebnis in den Übrigen Bausparten verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Mio. € auf – 5,4 Mio. €. Im Ingenieurtiefbau erzielten wir insgesamt ein leicht positives Ergebnis. In der Projektentwicklung war das Ergebnis unverändert negativ. Die rückläufige Leistungsentwicklung, verbunden mit einer regional unterschiedlichen Fixkostenunterdeckung sowie in geringerem Maße auch Strukturkosten, trugen in diesem Geschäftsfeld zur Ergebnisbelastung bei.

Im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms der STRABAG Projektentwicklung wurden mit Wirkung vom 1. Januar 2005 die Bereiche in Berlin und Darmstadt zu Geschäftsstellen reduziert und der Bereich München gänzlich aufgegeben.

Mit Blick auf die abermals negative Entwicklung der Immobilienmärkte im Jahr 2004 und die verhaltenen Aussichten auf speziellen Teilmärkten für Büroentwicklungen in den Folgejahren, haben wir einerseits die Kapazitäten angepasst und andererseits weitere Schritte unternommen, um neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Die schwierige Situation auf den Büromärkten hat die STRABAG Projektentwicklung veranlasst, verstärkt das Geschäftsfeld großflächiger Einzelhandel zu bearbeiten. Beachtenswerte Erfolge konnten im abgelaufenen Jahr bereits verbucht werden. Daneben konzentriert sich die STRABAG Projektentwicklung durch einen mittlerweile installierten eigenen Bereich „Public Private Partnership“ (PPP) auf alternative Finanzierungs- und Partnerschaftsmodelle für Hochbaumaßnahmen mit der öffentlichen Hand. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie in enger Kooperation mit der Sparte Hochbau abgebildet und verantwortlich übernommen.

Im Jahr 2004 konnte das von mir bereits erwähnte, viel beachtete Pilotprojekt in Witten (NRW) gewonnen werden. Schließlich fokussiert die STRABAG Projektentwicklung auf die Revitalisierung und Vermietung von gewerblichen Bestandsimmobilien als Dienstleister für institutionelle Immobilieneigentümer (offene Fonds, Versicherungen, etc.).

Unser Segment Beteiligungen Österreich ist mit ihrer operativen Kernmarke STRABAG einer der führenden Anbieter von Baudienstleistungen im mittel- und osteuropäischen Raum.

Die Bauleistung unserer 35 %-Beteiligung lag aufgrund der guten Entwicklung in den Ländern Tschechien, Slowakei und Ungarn über dem Vorjahresniveau.

Bei der BHB ging der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Mio. € auf 8,4 Mio. € zurück. Ursache dafür ist eine Abwertung des Restbestandes der Projektentwicklungen. Diese Sparte wurde (mit Ausnahme von Deutschland und Benelux) bereits im Jahr 2003 – ohne Übernahme des Restbestandes – in die 20 %-Beteiligungsgesellschaft Raiffeisen evolution project development eingebracht. Operativ hat die BHB ein sehr gutes Ergebnis erzielt.

Die Zentralen Dienstleistungen im Segment Sonstiges, das neben der Konzernleitung die als Cost Center organisierten Service-Gesellschaften BRVZ und BMTI enthält, entwickelten sich im Berichtsjahr plangemäß.

Das Betriebliche Ergebnis des Segments Sonstiges (Zentrale Dienstleistungen) lag im Geschäftsjahr bei 2,7 Mio. € und beinhaltet zudem einen Großteil des angefallenen Strukturaufwandes.


Meine Damen und Herren,

wir halten konsequent an unserer konservativen Bilanzierung fest.

Die Bilanzsumme des STRABAG-Konzerns ist im abgelaufenen Geschäftsjahr um 104 Mio. € oder 8 % zurückgegangen.

Die liquiden Mittel und Wertpapierbestände betrugen zum Stichtag 31.12.2004 im Konzern 73,3 Mio. € und lagen damit um 102,1 Mio. € unter dem Vorjahreswert. Dieser Rückgang war zu einem Großteil geplant, ist aber auch geprägt durch die beiden Verlustbaustellen im Hochbau.

Fortsetzung auf Seite 3